Auf insgesamt 184 Seiten bietet die aktuelle Neuerscheinung des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg wieder jede Menge „Lesestoff“ zur Geschichte der Stadt und der Region.
Im Fokus stehen dabei stadtgeschichtlich das 19. und 20. Jahrhundert, beispielsweise in einem umfassenden Beitrag zur Geschichte der früheren Forsthochschule und ihrer Studentenschaft (Autor: Dr. Florian Hoffmann) oder in der wichtigen Würdigung des in vielerlei Hinsicht schillernden Journalisten, rheinischen Separatistenführers und Aschaffenburger „Bürgerschrecks“ Josef Friedrich Matthes. Er verstarb als Opfer des NS-Regimes im Jahr 1943 im KZ Dachau (Autor: Dr. Michael Schweikl).
Weitere Beiträge behandeln die Geschichte der Stadt im Kontext des sogenannten „Zeitalters der Extreme“ (Prof. Dr. Frank Jacob) und mit „Zwei Aschaffenburger Gelehrte und die päpstliche Unfehlbarkeit“ (Gebhard Johann Syndikus) einen Aspekt der Aschaffenburger Geistes- und Kirchengeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aber auch die wichtige mittelalterliche Vergangenheit der früheren Kurmainzer Residenzstadt Aschaffenburg wird in der Neuerscheinung berücksichtigt. So wird beispielsweise über das nahezu abgeschlossene Digitalisierungsprojekt des Archivs zur Überlieferung des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander berichtet.
Überhaupt stehen Werkstattberichte und Beiträge aus den Tätigkeitsfeldern des Stadt- und Stiftsarchivs erneut im Fokus der vorliegenden „Mitteilungen“, beginnend bei Ausstellungsberichten, über Projektberichte bis hin zu Einblicken in wichtige digitale Zukunftsfragen. Diese Berichte, darunter auch ein umfangreicher Beitrag zur Biographischen Datenbank Jüdisches Unterfranken, ergänzen sich sehr gut mit der Einleitung des Bandes, in dem ein kompletter Überblick über die Aktivitäten und Arbeitsschwerpunkte des Stadt- und Stiftsarchivs im Jahr 2020 geboten wird.
Vorbildlich im Sinn des offenen und digitalen Zugangs zur Stadtgeschichte ist der Umstand, dass auch Band 14 der „Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg“ ab Oktober 2021 als kostenfreie PDF-Version („Open Access“) über den Webshop des Archivs verfügbar sein wird. Die Druckversion der „Mitteilungen“ ist ab sofort über den Webshop des Stadt- und Stiftsarchivs erhältlich. Mitglieder des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg erhalten den Band in der nächsten Zeit kostenfrei.
Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Band 14 (2021), 184 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, ISSN 0174-5328, 12 €, Webshop.
Abbildungen:
1: Frontcover der „Mitteilungen“
2: Zwei Freunde in Uniform kurz nach ihrer Einberufung 1915 (v. l.): Der Aschaffenburger Literat Julius Maria Becker (1887–1949), kurzzeitiger Vorsitzender des liberalen Jugendvereins „Jung-Aschaffenburg“, und Josef Friedrich „Pepi“ Matthes (1886–1943), von 1909 bis 1915 Redakteur der liberalen „Aschaffenburger Zeitung“. Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, SSAA, NL 49, 363.
3: Josef Friedrich Matthes als „Ministerpräsident“ der separatistischen Rheinischen Republik, 22. November 1923, Library of Congress, http://loc.gov/pictures/resource/ggbain.15992/ .
4: Das Gebäude der früheren Forsthochschule im Jahr 1885. Foto: Joseph Samhaber, 1885. Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Fotosammlung.
Ich finde auf Ihren Internet-Seiten den Band 14 der „Mitteilungen“ als digitale kostenfreie PDF-Version nicht, obwohl er angeblich (s. o.) ab Oktober 2020 über den Webshop des Archivs verfügbar sein soll.
Können Sie mir bitte helfen?
Der Band wird ab Herbst 2021 verfügbar sein (PDF, kostenfrei, online).
Hallo, auf seite 109 wird unter dem Bild mit Julius Maria Becker und Josef Matthes erwähnt, dass eine Militärzeit Matthes fraglich sei. In den Stammrollen der bayerischen Armee, die auf dem Internetportal Ancestry einzusehen sind, gibt es eine Liste von Matthes, die ihn als Rekrut im Ersatzbataillon des 9. bayr. Infanterie-Regiment Würzburg ausweist. Er wurde schon am 30.4.1915 als dienstunbrauchbar entlassen. Sein Bruder Ernst Matthes (Ingenieur) geriet schon am 4.9.1914 in Gefangenschaft. Gegen ihn lief dann ein Ermittlungsverfahren wegen Fahnenflucht, da er schon 1915 als Mitglied des Korsotheaters in Bern aufgetaucht ist. Dieses Verfahren wurde nach Kriegsende eingestellt, sein Wohnsitz von Würzburg nach Zürich geändert.
Albrecht Matthes (Apotheker und Chemiker) war als Feldwebel für das Kriegsgefangenen-Gefängnis Galgenberg in Würzburg zuständig. Während des Krieges (1917) promovierte er zum Dr. phil.
Der Mädchenname der Mutter wird in den Stammrollen mit Gräfe angegeben,