Vom 1. September 2021 bis zum 31. August 2022 hat Jan Majunke ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Stadt- und Stiftsarchiv/ Digitalamt absolviert. Im Folgenden berichtet er über seine Erfahrungen im FSJ:

Grundlagen der archivischen Tätigkeit

Zu Anfang meines Jahres im Archiv haben die Bundesfreiwillige Jana Brendler und ich die Grundlagen der archivischen Tätigkeit kennengelernt und durften allen Verantwortlichen bei ihren Tätigkeiten über die Schulter schauen. Zum Beispiel halfen wir bei der Aufnahme, Umbettung und Erfassung von Akzessionen. Dabei lernten wir die Grundlagen des Archivwesens kennen, also zum Beispiel welche Anforderungen verschiedene Arten von Archivalien bezüglich ihrer Lagerung haben. So müssen etwa sämtliche Archivalien entmetallisiert werden, denn der Rost schadet den Dokumenten. Ebenso darf kein Plastik mehr vorhanden sein, da dieser im Falle eines Brandes schmelzen würde und die Archivalien, selbst wenn sie nicht verbrennen, dennoch schädigen könnte.
Im Zuge dessen lernten wir ebenso, wie die Übernahme von städtischem Schriftgut ins Archiv abläuft. Die Akten werden zuerst im jeweiligen Amt gelagert, aus dem sie stammen. Nach Ablauf einer bestimmten Frist, lädt das Amt den jeweils für den Bestand zuständigen Archivar ein, die Akten durchzusehen um einzuschätzen, welche davon archivwürdig sind. Nachdem eine Auswahl getroffen wurde, wird das Schriftgut ins Archiv verbracht und im Anschluss wie oben beschrieben umgebettet, gegebenenfalls entmetallisiert und verzeichnet.

Doch abgesehen davon gibt es noch viele weitere archivische Tätigkeiten. Dazu zählt etwa die Digitalisierung von Archivalien, um diese für die Zukunft zu erhalten und den Menschen bereits heute online zur Verfügung stellen zu können. Im Archiv werden die eingescannten Dokumente stets als tifs gespeichert, da diese eine hohe Bildqualität besitzen und somit eine optimale Nutzbarkeit für zukünftige Anwender gewährleistet werden kann.
Eine zentrale Rolle spielt im Archiv die Bestandserhaltung. Historische Dokumente können beschädigt oder stark verschmutzt sein, was sie auf lange Sicht zerstören würde. Die Bestanderhaltung dient dazu, betroffene Archivalien festzustellen und einer Erstbehandlung zu unterziehen. Gegebenenfalls werden die Archivalien dann zur weitergehenden Reinigung an Spezialisten gegeben. Wir durften diese Prozesse im FSJ jeweils kennenlernen.

Alles in allem ist es spannend zu sehen, wie vielseitig die Archivtätigkeit ist und wie unterschiedlich beispielsweise diverse Dokumente gehandhabt werden müssen, wenn man sie erhalten möchte. Das Klischee vom einsam über Akten brütenden Archivar, der in dunklen Magazinen haust, ist eben nicht mehr als ein Mythos, denn die tatsächlichen Tätigkeitsfelder sind mannigfaltig.

Mitarbeit im Digitalladen

Während des gesamten Jahres habe ich im Digitalladen der Stadt mitgearbeitet. Meine Kollegin und ich haben gemeinsam einige Ideen entwickelt, wie der Digitalladen gestaltet werden soll. Zum Teil durfte ich gemeinsam mit meiner Kollegin die Podcastreihen des Archivs und Main-Echos aufnehmen. Darüber hinaus haben wir für Aschaffenburg 2.0 Marketing betrieben in Form von Bodenaufklebern und Stickern, welche auf die Aschaffenburg 2.0 App verweisen. Die Aufkleber sind an vielen Orten im Stadtgebiet zu finden.
Natürlich haben wir auch die normalen Öffnungszeiten des Digitalladens abgedeckt. Diese Erfahrung hat sich gelohnt und ich denke gerne an all die interessanten Gespräche zurück, welche ich mit Bürgern führen konnte. Ein Ergebnis davon ist zum Beispiel die Biographie von Gottfried Schüssler , sowie eine Menge neuer Bilder für die Fotosammlung des Archivs .
Darüber hinaus haben meine Kollegin und ich die Aufgabe übernommen, alle Bilder für die neue Beitragsreihe Denkmaltopographie Digital aufzunehmen. Diese Arbeit wird von unseren Nachfolgern weitergeführt werden.

Social Media

Meine Kollegin und ich haben während des Jahres gemeinsam den Instagram Account des Stadtarchivs gepflegt. Die Aschaffenburg früher vs. heute Serie wurde von uns gestartet und ist gut angekommen. Natürlich gehörte auch das Bewerben von Ausstellungen und Projekten des Archivs zu unseren Aufgaben. Die Tätigkeit war für uns sehr interessant, da es uns ermöglicht hat, wenigstens etwas in die Welt der Algorithmen und der PR einzutauchen. In diesem Rahmen durften wir am stadtinternen monatlichen Treffen aller für Social Media zuständigen Angestellten teilnehmen. Dabei herrschte reger Austausch und es war sehr spannend die Berichte aus anderen Ämtern zu hören. Aufgrund anderer Aufgaben gab es auch immer wieder Sendepausen, jedoch hat uns die Aufgabe sehr viel Spaß gemacht und wird bestimmt von unseren Nachfolgern weitergeführt werden.

European Heritage Award

Im Februar hat sich das Archiv für den European Heritage Award beworben. Dieser EU-Preis wird an Projekte vergeben, welche sich um das kulturelle Erbe Europas bemühen und innovative Ansätze bieten. Die Bewerbung für den Award durfte von meiner Kollegin und mir verfasst werden. So verbrachten wir den Januar damit, Antragstexte zu schreiben und das Projekt Aschaffenburg 2.0 vorzustellen. In diesem Rahmen haben wir mit anderen erfahrenen Kollegen zusammengearbeitet, welche regelmäßig EU-Förderanträge verfassen und vieles dazugelernt. Jedoch wurden wir leider nicht in die finale Auswahl genommen, nichtsdestotrotz war dies eine wertvolle Erfahrung und äußerst interessant.

Kulturtage und Museumsnacht

Die im Juli stattfindenden Kulturtage, der Tag der Franken und die Museumsnacht waren ein Highlight während meines FSJs. Im Vorfeld waren wir Freiwilligen in die Planungen und Organisation mit einbezogen und auch an den Tagen selbst vor Ort. Besonders das Konzert von Qntal und Any Advice war ein Highlight. Der Andrang war groß und die Menschen begeistert. Dieses Aschaffenburger Event einmal aus der Planungssicht zu erleben, war sehr interessant.

Tabellarische Erfassung der UNRRA-Akten

Im Laufe des Jahres habe ich im Zuge der Auflösung des Bestandes UNRRA eine genauere Erfassung der im Bestand erfassten Personen durchgeführt und sämtliche Individuen und ihre persönlichen Daten tabellarisch erfasst und verzeichnet. Diese Aufgabe war hochspannend für mich und ich bin froh, das Projekt abgeschlossen zu haben. Ich hoffe damit einen Beitrag dazu zu leisten, das im Allgemeinen eher unbekannte Thema der Fremd- und Zwangsarbeit im Dritten Reich bekannter zu machen und die Erinnerung daran zu bewahren. Sollten Sie sich für die Thematik interessieren, finden Sie hier weitergehende Informationen.

Fazit

Nicht unerwähnt bleiben sollen all die kleineren Tätigkeiten, die Mitarbeit an Projekten von Kollegen und vieles mehr, was ich in meinem Jahr im Archiv erleben durfte, sie alle aufzulisten ist jedoch nicht möglich.
Die Zeit im Archiv hat mir gut gefallen, es ist spannend zu sehen, wie historisches Schriftgut gepflegt und aufgearbeitet wird, auf welchen Wegen die Vergangenheit den Menschen zugänglich gemacht wird und wie vielfältig das Archivgut ist. Das Jahr war insgesamt sehr interessant und lehrreich für meine Kollegin und mich. Wir danken allen Mitarbeitern des Archivs für ihre Unterstützung und wünschen unseren Nachfolgern viel Erfolg!