DIALOG CITY möchte den Zugang zur Kultur für die Bürgergesellschaft im Zeitalter der digitalen Transformation weiter ausbauen. Das geschieht durch einen dialogischen Ansatz und der Entwicklung neuer kultureller Praktiken, bei denen digitale Neuerungen mit der unmittelbaren Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger verknüpft werden.

Co-Kreation steht somit im Mittelpunkt unseres europäischen Kulturprojekts, das eine BÜRGERARCHIV-PLATTFORM (CITIZEN ARCHIVE PLATFORM) für den Kulturerbesektor und ein innovatives Toolkit zur ZUKUNFTSKOMPETENZ (FUTURE LITERACY) umfasst. HYBRID FESTIVALS dienen als physische und digitale Plattformen, um vielfältige Zielgruppen zu erreichen.

Ein Residenzprogramm mit dem Titel ART FOR PUBLIC ruft Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa zu einem Ideenwettbewerb auf, um städtische Interventionen zu entwickeln, die sich mit lokalen oder globalen Themen befassen. Sie sollen von großer Nützlichkeit für die jeweilige städtische Gesellschaft sein und auf einem partizipativen Ansatz basieren. Im kommenden Jahr wird eine solche Künstlerresidenz in Aschaffenburg stattfinden und eingebunden werden in das dritte HYBRID FESTIVAL, das dann zeitgleich in Montpellier (FR) und in Aschaffenburg stattfinden wird.

Die erste dieser Künstlerresidenzen fand im Sommer 2023 in italienischen Mondoví statt. Hier trug das niederländisch-australische Künstlerpaar Anne Fehres und Luke Conroy aktuelle und historische Fotos von Bewohnern und Bewohnerinnen der Kleinstadt im Piemont zusammen, in dem sie über mehrere Wochen hinweg mit verschiedenen Gruppen der Stadtgesellschaft in einen intensiven Dialog und Austausch traten. Daraus entstand eine digitale Fotocollage und ein imposantes Wandgemälde, das noch für einige Zeit im öffentlichen Raum zu sehen ist und inzwischen eine Touristenattraktion darstellt.

Durch die Entwicklung der CITIZEN ARCHIVE PLATFORM (CAP), einer digitalen Anwendung zum Archivieren datenbasierter Objekte (Fotos, Videos oder Texte) für alle Bürgergruppen, wird das direkte Engagement und die Vermittlung mit dem Publikum in der Interpretation, Kommunikation und Präsentation des kulturellen Erbes erweitert. Ab März dieses Jahres wird das CAP, das von den Partnern des Stadtarchives Graz maßgeblich entwickelt wird, auch den Aschaffenburgern zur Verfügung stehen und dann ein Teil des vielfältigen Angebotes des Stadtarchives darstellen.

Mit der Schaffung eines methodischen Baukastens zur Zukunftskompetenz, genannt FUTURE LITERACY, wird in diesem Jahr ein wichtiger Grundstein gelegt. Im kommenden Jahr werden in allen beteiligten Städten Workshops durch vorab geschulte Künstlerinnen und Künstler durchgeführt; dieser innovative kulturelle Vermittlungsansatz hat das herausragende Potenzial, Bürgerinnen und Bürgern sowie Interessenvertretern und Entscheidungsträgerinnen einen wertvollen Kompass angesichts der zunehmenden Komplexität unserer global vernetzten Welt an die Hand zu geben.

Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, eine sozial inklusive, umweltfreundliche und wirtschaftlich nachhaltige urbane digitale Umgebung zu schaffen. Dafür basiert DIALOG CITY auf Partnerschaften zwischen kleinen und mittelgroßen Städten in fünf europäischen Ländern und wurde vom Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg im Jahre 2021 initiiert.

In Griechenland, Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland arbeiten Stadtmuseen, Stadtarchive, Kulturorganisationen, urbane Aktivisten und Sozialarchitekten sowie Ausbildungseinrichtungen in dem europäischen Kulturprojekt über einen Zeitraum von vier Jahren zusammen. Inzwischen ist mit der Aschaffenburger Partnerstadt Miskolc ein weiterer europäischer Baustein dazugekommen.

Dies ermöglicht den kontinuierlichen Aufbau eines nachhaltigen Netzwerks, in dem kreative Lösungen für die digitale Transformation in unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft im Zusammenspiel mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt werden.

Den Startschuss dafür bildete die DIALOG CITY UNCONFERENCE im September 2022 an der Technischen Hochschule in Aschaffenburg, bei der rund 120 Teilnehmende aus der Stadt, der Region wie auch aus den Partnerländern miteinander die übergreifenden Themen des Projektes diskutierten.

 

Text: Stefan Horn