Seit dem hundertsten Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs werden im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg monatlich wechselnde „Schlaglichter“ in Form einer kleinen Präsentation gezeigt. Ausgewählte Dokumente, Fotografien und Objekte, zumeist aus den Beständen des Archivs (und ab und an auch in Kooperation mit regionalen Sammlern und Heimatforschern) werden über einen Zeitraum von jeweils vier Wochen gezeigt. Die jeweiligen Präsentationstexte sowie ausgewählte Bilder werden seit dem August 2014 über die Homepage des Archivs dokumentiert (Rückblick).

Das aktuelle Schlaglicht thematisiert die Grippewelle 1918:

Im Juli 1918 erreichte die „Spanische Krankheit“ auch Aschaf­fenburg. Unter den 45 Personen, die hier in diesem Monat star­ben und im Standesamtsregister eingetragen wurden, befanden sich neun, die den Folgen der Influenza, z.T. in Kombination mit einer Lungenentzündung erlagen.

Die Aschaffenburger Zeitung veröffentlichte eine Reihe von Bei­trägen und Meldungen, die im Zusammenhang mit der seit April in Europa grassierenden Pandemie standen, und deren erster Höhepunkt in die Zeit des Frühjahrs 1918 fiel.

Von der französischen Hafenstadt Brest aus breitete sie sich sowohl in der Zivilbevölkerung als auch unter den Soldaten aus. In den ersten Maihälfte des Jahres 1918 meldete die britische Marine über 10.000 Krankheitsfälle. In Deutschland lag der Höhepunkt der ersten Welle im Juni. Der deutsche General Ludendorff sah als Grund für das Versagen der Sommeroffen­sive – die letzte deutsche Großoffensive vom 15. Juli 1918 bei Reims und in der Champagne verpuffte nahezu wirkungslos, trotz sehr starker Artillerievorbereitung – die unter den Soldaten um sich greifende Grippewelle.

Am 13. Juli 1918 erschien in der Ausgabe des britischen Medi­zinjournals The Lancet ein Artikel, in dem drei Ärzte spekulier­ten, dass es sich bei der aktuellen Epidemie möglicherweise nicht um Grippe handelte, weil der Verlauf so kurz und sehr häufig auch komplikationslos verlief.

Der Krankheitsverlauf war grundsätzlich heftig und kurz und ging mit starkem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einher. Den meisten Erkrankten ging es nach wenigen Tagen wieder besser. Todesfälle waren meist auf eine Komplikation durch eine Lungenentzündung zurückzuführen.