Franken und Aschaffenburg um 1920

Eine Ausstellung des Frankenbundes e.V. in Kooperation mit dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg

Schönborner Hof

Das Leben in Franken um 1920 war durch den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen geprägt. Gegensätze bestimmten das politische Leben sowie das Tun und Denken jedes Bürgers. Kunst und Kultur machen diesen inneren und äußeren Zwiespalt sichtbar.

Am 11. Oktober 1920 wurde in Würzburg, in einer Zeit der Unsicherheit und der Sehnsucht nach Normalität, der Frankenbund gegründet. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums und zum Verstehen dieses Gründungsvorgangs zeigt der Frankenbund mit regionalen Ergänzungen des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg eine Ausstellung. Schlaglichter aus dem kulturellen Leben stellen in Abhängigkeit zur politischen Situation und sozialen Lage die Zeit vor hundert Jahren dar. Szenische Darstellungen, Abbildungen und Texte aus den Bereichen Theater, Lyrik, Literatur, Musik, bildende Kunst, Architektur und Kleidung geben einen kleinen Einblick in das fränkische Alltagsleben.

Die Wanderausstellung, kuratiert von Evelyn Gillmeister-Geisenhof, präsentiert sich in Aschaffenburg mit ergänzenden lokalen Aspekten. Auch stellt ein neues Thema in bildnerischen Umsetzungen den Pazifismus in der fränkischen Literatur im Zusammenhang mit den Grausamkeiten des Ersten Weltkriegs dar. Als Vorbilder dienten die Erzählungen „Der Mensch ist gut“ von Leonhard Frank aus Würzburg, das Versspiel „Kreuzabnahme“ von Karl Bröger aus Nürnberg, das Bühnenstück „Der Totentanz 1921“ von Leo Weismantel in dieser Zeit in Marktbreit und die Passion „Das letzte Gericht“ von Julius Maria Becker aus Aschaffenburg.

Raummodule vergegenwärtigen vor allem mit nachgestellten Ereignissen, Aufführungen, Vorlagen aus Literatur, Zeitungsartikeln und Archivalien die authentische Lebenssituation der fränkischen Bevölkerung um 1920. Die meisten kulturellen Darbietungen fanden in den größeren Städten Frankens statt und verbreiteten sich von dort oft zögerlich in die Kleinstädte und ländlichen Gebiete.

Die überregional bedeutende Kunstausstellung in den Schrannensälen in Würzburg wird beispielsweise unter dem Schlagwort „Kunstszene“ thematisiert, aber auch die oft religiös beeinflussten Ausdrucksformen der durch Schrecknisse des Ersten Weltkriegs traumatisierten Künstler wie es in dem Erinnerungsgemälde des Malers Anton Rausch in Fladungen und in den Kriegerdenkmälern von Heinz Schiestl in Gollhofen bei Uffenheim und im unterfränkischen Rieden sichtbar wird. Zudem wird in einem Vexierbild die traditionelle der „modern – angehauchten“ Darstellungsweise gegenübergestellt. In dieser Kunstausstellung zeigten auch Aschaffenburger Künstler wie Adalbert Hock, Maria von Fragstein-Niemsdorff und Max Nein ihre Werke.

Das Thema „Kleidung“ präsentiert eine kleine Modenschau im nachempfundenen Nürnberger Künstlerhaus auf einer Drehscheibe mit Reformkleidung der Nürnberger Werkstätte des Verbandes Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur und der Mode um 1920. Die Kleider sind alle aus Papier gefertigt entsprechend einer Ankündigung des Kaufhaus Wild im Weißenburger Tagblatt, dass die neuen Modelle in seinem Schaufenster in Papiernachbildungen zu besichtigen seien.

Ein weiteres Thema ist die große Wohnungs- und Lebensmittelnot, die das Leben in den Städten bestimmte. Aus dieser Not heraus entstanden überall neue Siedlungen wie im Norden Nürnbergs das Siedlungswerk oder in Aschaffenburg die Obernauer Kolonie.

Die Ausstellung, die auf keinem Gebiet Vollständigkeit anstrebt, gibt einen kleinen, ausgewählten Einblick in das kulturelle Leben in Franken, das trotz Not und Entbehrungen stattfand. Einen besonderen Glanzpunkt setzen dabei die bislang ältesten filmischen Aufnahmen von Aschaffenburg aus den 1920er Jahren des Kinobesitzers Fritz Rüth.

Eröffnung: Freitag, 1. Juli, 18:30 Uhr (Anmeldung erforderlich: stadtarchiv@aschaffenburg.de)

UPDATE: Filmimpressionen der Eröffnung

Montag bis Freitag: 11-16 Uhr

Samstag/Sonntag, 2./3. Juli und 6./7. August: 11-16 Uhr

Feiertags geschlossen

Nähere Informationen finden Sie in diesem Flyer (Pdf).