Zum 31. Juli 2021 endet im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg ein mit Hausmitteln und Fördergeldern des Bezirks Unterfranken finanziertes Projekt zur Erschließung des „Stadtarchiv Mainzer Zeit“. Es ist neben dem Stiftsarchiv der zweite große historische Quellenbestand in Aschaffenburg.
Die Sammlung enthält vor allem das Schriftgut der städtischen Verwaltung aus der Zeit der Stadtherrschaft unter den Mainzer Erzbischöfen und Kurfürsten bis zum Übergang an das Königreich Bayern, also im Jahr 1814. Die ältesten Stücke reichen dabei bis ins 14. Jahrhundert zurück.
Aufgrund seines Umfangs und seines guten Erhaltungszustands ist das „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ von grundlegender Bedeutung für die Erforschung der Residenzstadt Aschaffenburg im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit. Einen Eindruck hiervon vermitteln etwa die zahlreichen, bislang in der Tiefe nicht erschlossenen städtischen Rechnungsbücher, die vereinzelt bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts zurückreichen und ab den 1770er Jahren fast vollständig erhalten sind.
„Die Inventarisierung des Stadtarchivs Mainzer Zeit ist ein großer Glücksfall für die Stadtgeschichte“, betont der für die städtische Digitalstrategie zuständige Bürgermeister Eric Leiderer.  „Sie ist nur möglich gewesen durch die großzügige Unterstützung des Bezirks Unterfranken. Mit einem derzeit laufenden Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhoffen wir uns die vollständige Digitalisierung des Bestands und einen großen Mehrwert für alle Forscherinnen und Forscher.“
„Insgesamt handelt es sich um mehr als 100.000 Seiten, darunter 200 Pergamenturkunden, die der Projektmitarbeiter Michael Schlachter in den vergangenen neun Monaten durchgesehen und erschlossen hat“, ergänzt Archivdirektor Dr. Joachim Kemper. „In nächster Zeit wird eine durch Bundesmittel geförderte konservatorische Bearbeitung das Stadtarchiv Mainzer Zeit auch für die Dauer sichern, indem die Quellen trockengereinigt werden.“
Neben der Stadtgeschichte sind die Bestände im „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ auch für die Geschichte des Mainzer Erzstifts von Bedeutung. Nach dessen Auflösung im Jahr 1814 wurde tonnenweise Material der erzbischöflichen Archive zu Aschaffenburg unwiderruflich eingestampft oder verkauft. Als Glücksfall erwies sich jedoch die teilweise Verwendung als Tapetenunterlage im Schloss Johannisburg, wo man durch Zufall in den 1930er Jahren auf diese Hinterlassenschaft stieß. Den Schwerpunkt machen dabei Kopien von Rechnungsbüchern sowie Korrespondenzen des kurfürstlich-mainzischen Hofkriegsrats aus.

Hinweis: Das Findbuch des Stadtarchiv Mainzer Zeit (SMZ, Stand 2021) ist nun auch in unseren digitalen Findmitteln zu finden.