Beschreibung

Wilhelm und die glückseligen Inseln. Ein Comic über Wilhelm Heinse, von Angela Pfenninger und Jan Hochbruck, hg. v. Joachim Kemper. Stuttgart 2023, 87. S. 20€.
Sonderpublikationen des Stadt- und Stiftsarchivs / Zwerchfell-Verlag Stuttgart (ISBN 978-3-943547-68-9).

ERHÄLTLICH AB 20. OKTOBER 2023! 

 Er war ein „Gigant“ der Literaturepoche des Sturm und Drang, die in den Schulen bis heute zum „Pflichtkanon“ im Deutschunterricht gehört: Der Schriftsteller Wilhelm Heinse, 1746 in Langewiesen (Thüringen) geboren, 1803 in Aschaffenburg verstorben. Sein Grab befindet sich bis heute auf dem Aschaffenburger Altstadtfriedhof, er war zu Lebzeiten eine bekannte und teils umstritten-berüchtigte Persönlichkeit. Der bayerische König Ludwig I. ließ für ihn später eine Büste in der „Walhalla“, der Galerie berühmter Persönlichkeiten bei Donaustauf, aufstellen. Und dennoch ist Heinse heute weitgehend vergessen, seine Werke werden in den Schulen kaum mehr gelesen.

Mit einer neuen Graphic Novel „Wilhelm und die glückseligen Inseln“, die 2023, also zum 220. Todesjahr des Dichters erscheinen wird, setzt der in den Szenekreisen der Independent-Comics bekannte Zwerchfell-Verlag zusammen mit dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg dieser Tendenz etwas entgegen. Autorin des neuen Comics, der sich primär an ältere Jugendliche und Erwachsene richtet, ist Angela Pfenninger (https://www.museum-theater-events.de/), die Zeichenkunst stammt von Jan Hochbruck (https://www.janhochbruck.de/).

„Wilhelm und die glückseligen Inseln“ zeichnet ein Dichterleben nach, das von Widersprüchen und Zerreißproben geprägt ist. Alles geschieht vor dem Hintergrund der spannenden Zeitgeschichte von Aufklärung und französischer Revolution. Der Autor und Übersetzer Wilhelm Heinse erlangt höhere Bildung, er findet Mentoren und Förderer, er geht auf lange Reisen (z.B. nach Italien), macht sich einen Namen mit erotisch-skandalösen Werken, und tritt schließlich in den Dienst des Mainzer Erzbischofs als Bibliothekar. In seinem Innersten ist er eigentlich kirchenkritisch und den republikanisch-revolutionären Idealen seiner Zeit zugetan. Heinse verbirgt seine wahren Überzeugungen, um in seinem Abhängigkeitsverhältnis beim Erzbischof in Mainz und schließlich in Aschaffenburg nicht anzuecken. Zu seiner Zeit war Heinse kein Unbekannter. Er korrespondierte und verkehrte mit Geistesgrößen wie Goethe, Wieland und Hölderlin. Doch er selbst hat wenige Spuren hinterlassen und wird kaum mehr gelesen. Wie lebt es sich in der Diskrepanz zwischen Innen- und Außenwelt? Zwischen Notwendigkeit und dem Ruf der „Muse“? Zwischen dem Wunsch nach dichterischem Ruhm und wohltemperierter Anpassung? Auf zu den glückseligen Inseln!