Nach mehr als 100 Jahren, Kaiserurkunde Ottos II. von 982 wiederentdeckt
Mit Abstand ältestes Originaldokument des Aschaffenburger Stiftsarchivs
Die Zeit der deutschen Kaiser aus dem Haus der „Ottonen“ ist seit fast 1000 Jahren passé. Ihnen folgten die Salierkaiser und die Staufer, die gerade im Süden Deutschlands im historischen Bewusstsein heute noch präsent sind.
Für die Entstehung des Stiftes St. Peter und Alexander in Aschaffenburg im späten 10. Jahrhundert, damit für die lange „Mainzer Zeit“ der späteren Stadt Aschaffenburg, ist allerdings Kaiser Otto II. (973-983) eine zentrale Gestalt gewesen. Seine Herrschaftsdokumente, Pergamenturkunden, sind eine große Seltenheit! Viele der wertvollen Dokumente sind im Lauf der Jahrhunderte verloren gegangen. Im Aschaffenburger Stadt- und Stiftsarchiv war bekannt, dass zwei Urkunden des Kaisers von 976 und 980 früher vorhanden, dann aber nicht mehr auffindbar waren. Eine weitere Urkunde des Kaisers war im Jahr 982 für das entstehende Aschaffenburger Kollegiatstift geschrieben worden. Der Kaiser ließ die Urkunde im süditalienischen Capua ausfertigen, wo er damals im Krieg mit den muslimischen Sarazenen verwickelt war.
Eine kleine Sensation für die Forschung ist es, dass nun nach weit über 100 Jahren dieses ottonische Originaldokument im Stiftsarchiv wiederentdeckt werden konnte! Im Jahr 1912 hatte noch ein österreichischer Forscher im Stiftungsamt das Original sehen können, irgendwann danach war die Urkunde nicht mehr auffindbar. Die „Wiederentdeckung“ gelang jetzt im Stadt- und Stiftsarchiv im Rahmen zweier aktueller Projekte für das Stiftsarchiv, in deren Folge der Gesamtbestand für Digitalisierung und Reinigung komplett durchforstet wird. Mit einem Schlag ist das älteste Original des Stadt- und Stiftsarchivs nun nicht mehr „nur“ aus dem 12. Jahrhundert, sondern gut 150 Jahre älter.
Der sensationelle Neufund hat auch eine große Bedeutung für die mittelalterliche Urkundenforschung. Das Archiv hat einen der Kenner des frühmittelalterlichen Urkundenwesens, Prof. Dr. Mark Mersiowsky (Universität Stuttgart), um eine Video-Stellungnahme gebeten. Die sehens- und hörenswerte Videobotschaft ist ab sofort aufrufbar unter diesem Link: |